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Ramon Chormann 2011

James Bond, Kaffeevollautomaten und Grutschtschublade

Ramon Chormann WA

,,lch wär so gern James Bond“, sang Ramon Chormann am Samstagabend. Auf der Bühne des Sängerheims in Erzenhausen präsentierte er im Rahmen seines neuen Programms ,,Des isses jo!“ auch das Lied ,,Geh heim, Agent“. Wenn ,,De Pälzer“ aus der Nordpfalz in seiner Arbeitskleidung, dunkler Anzug, Fliege, und in seiner Lieblingspose, den verschränkten Armen, auf der Bühne steht, könnte er glatt als lan Flemmings Superheld  durchgehen. In Sachen Schlagfertigkeit steht Chormann dem smarten Film- ,,Geheimagent ihrer Majestät“ jedenfalls nicht nach. Bezwingt jener die langbeinigen Bondgirls mit Charme und seine Gegner mit sicherem Auge, ruhiger Hand und stahlseilstarken Nerven, ,,schwallt“ der Comedian sein Publikum mit seiner stärksten Waffe in Grund und Boden. Takt und Feingefühl gehören nicht gerade zu den Tugenden des Alleinunterhalters. lm Boxring würden die verbalen Tiefschläge geahndet werden. Bei Chormann jedoch halten die Besucher still, wenn dieser mit ,,aufgedrehter“ Stimme seine Eintrittskartenkäufer unsanft auf die Bretter schmettert und in die Weichteile tritt. Der Chormann jedoch darf das. Darf in seinem neuen Programm ,,Des isses jo!“ über ,,Formen der Kommunikation“ granteln und über Lehrer, Politiker, Versicherungsvertreter, Vermögensberater, den Papst und die Schwiegermütter herziehen. Wie Sauerbier preist  er seinen Universalspruch an. Die Redewendung eigne sich vorzüglich als Replik auf sämtliche Fragen, in allen Lebenslagen und Situationen. Griechenland und ltalien sind pleite! ,,Des isses jo!“ ,,Froen se mich was!“, animiert er das Publikum ,,Kaffeevollautomade brauche mehr Pflege wie e Kleinkind!“, schwadroniert er. Diesem ‚Objekt der modernen Küchenkultur widmet er sich mit Hingabe. Und das Auditorium hängt wie gebannt an seinen Lippen, als er über die vermaledeite Blinkerei dieses ,,Drecksdings“ wettert und sich mit, dem Pflegefelddisplay anlegt, sich zum Sklaven der Befehle macht. ,,Dann geht’s rund!“ Wenn Chormann den ganz normalen Alltags-Wahnsinn zelebriert, läuft er zur Hochform auf. Er spricht den Zuschauern aus der Seele. Seine Art, das Problem zu lösen, dürfte allerdings nicht jedermanns Wohlwollen gefunden haben. Hat er doch ,,das arrogante, hochnäsige Drecksding“, auf dem auch noch Jura draufsteht, als hätte es studiert, ganz ruhig entsorgt, durchs Fenster zum Hof. Und dann rechnet er dem Auditorium vor, wie teuer den Besitzer eines solchen ,,Dreckdings“ eine Tasse Kaffee kommt. Dem standen ob dieser anregend-obskuren Milchmädchenrechnung die Haare zu Berge, schlug eine Tasse des koffeinhaltigen Getränks bei Chormann doch mit satten 8 Euro 50 zu Buche.

Als hervorragender Beobachter und Analyst erweist sich der Nordpfälzer auch, als er sich über das tägliche Verkehrschaos vor den Kindergärten mokiert. Den ,,Supermamis und Superpapis, die ihre Prinzessjer und Prinzjer dort hineintragen“, empfiehlt er eine ,,Drive ln“-Einrichtung. Dort könnten sie vorne hinein- und hinten wieder herausfahren. Genauso bissig watscht er die moderne Kindererziehung ab. Und dann reißt er noch die ,,Gruschtschublad“ auf. Eine ,,Einrichtung“, die, wie die Reaktion des Publikums zeigt, in keinem Haushalt zu fehlen scheint und sich als Aufbewahrungshort für Schlüssel von vor 30 Jahren ausgebauten Türen ebenso wie für abgebrochene Meter entpuppt. Für Chormann ein Phänomen – wie schwarze Löcher: ,,Die ziehen alles an sich.“ Und dann setzt er sich wieder ans Klavier und gibt eine eigentlich für Chormann atypische Liebeserklärung an die Ptalz ab: ,,Do bin ich dehääm“. Mit Hermann und Elvira, zwei seiner repräsentativen Protagonisten, bringt er den Saal noch mal zum Kochen. Das Ehepaar hat nämlich ständig Zoff . So bekennt Willi während einer Auseinandersetzung’mit seiner Elvira, dass er damals nach einem Taxi gewunken habe ,,und net dir!“ Ramon Chormann hat dem Publikum in Erzenhausen seine Weltanschauung offenbart und dabei manches zugemutet. Trotzdem ist der Grantl-Seigneur des Kabaretts ein eigentlich sympathischer Kerl. Des isses jo!

Text/Fotos: bm

„Weilerbach Aktuell“ – Ausgabe 40/2011 – 6. Oktober 2011